Animated: Max Hattler Retrospektive // Mittwoch, 20 Uhr, Thalia


Irgendwie vertraut und bezaubernd sind sie, die Hattlerschen Welten. Aber ebenso mit Fragezeichen gespickt. Max Hattler sortiert die Dinge auf irritierende Weise, sei es durch Vervielfachung und Formenwandel, Symmetrien, ungewöhnliche Perspektiven oder kaleidoskopische Loop-Arrangements. Seine Filme, Musikvideos, Mehrkanalinstallationen und Live-Performances bauen ein Spiegellabyrinth, in dem er Raum und Zeit als Spiegelachsen setzt, und diese dann verschiebt und kaschiert. Die scheinbar lässig daherkommende Auflösung der Ordnung durch Ordnung ist sinnverwirrend, weil sie aus dem Selbstverständlichen katapultiert. Sie ist ebenso exzellent sinnstiftend angelegt, weil sie Gegensätze hinterfragt und deren gegenseitige Abhängigkeit zeigt: Eye Candy mit Denkimpuls.

Der in Ulm geborene neo media artist, der am Royal College of Art in London gelernt hat und an der City University of Hong Kong unterrichtet, bezieht sich häufig auf die frühe Moderne in Animationsfilm und Filmavantgarde ebenso wie in der bildenden Kunst – von Oskar Fischingers Tanz der Farben und Formen sowie James Whitneys früher Mandala-Computeranimation bis hin zu Augustin Lesages spiritistischen, überladenen Zeichnungen und der radikal minimalistischen Malerei von Barnett Newman. Die Bezüge schickt Max Hattler durch die Filter der eigenen medialen Sozialisierung – Games, „Tron“, Musikclip – sowie einer Krautrock-Infusion väterlicherseits. Eindrucksvoll schafft er damit einen zugänglichen wie intellektuellen Kurzschluss zwischen Historie und Heute, der international mehrfach mit Preisen gewürdigt wurde.

Max Hattlers neuestes Visualisierungswerkzeug ist übrigens der „Hattlerizer 2.0“. Den hat er bei seiner erneuten Wiederkehr zum Filmfest Dresden bestimmt mit im Gepäck. Er wäre aber ebenso ein passender Titel für sein künstlerisches Prinzip.

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