Preisträger 2022

Goldener Reiter Animationsfilm - Internationaler Wettbewerb

ANXIOUS BODY von Yoriko Mizushiri, Frankreich/Japan, 2021

Der Film kitzelt den Betrachter indem er die Texturen, die Formen und die facettenreiche Sinnlichkeit des menschlichen Körpers erforscht. Durch eine intime und mehrdeutige Erkundung demonstriert er wie nah Lust und Schmerz beieinander liegen. Greifbar, traumähnlich und nachdenklich. Der Film erweitert die unverwechselbare Stilistik der Filmemacherin sowohl in Bezug auf die visuelle Ästhetik als auch das Sound Design.

Preisstiftung: Sächsische Staatskanzlei


Goldener Reiter Animationsfilm - Nationaler Wettbewerb

NIGHT von Ahmad Saleh, Deutschland/Jordanien/Katar/Palästina 2021

Der berührende Stop-Motion-Film mit seinen ungemein lebendigen, sensibel geführten Figuren führt uns in eine zerstörte Stadt, zu den Opfern von Gewalt und Krieg. Die Nacht erscheint hier inmitten der Trümmer, in diesem Ausnahmezustand der Entrücktheit, als ein Tröster für die Menschen, der ihnen im Traum Augenblicke der Wahrheit und des Friedens schenkt. So wird der eindringliche Film zu einer poetischen Legende von großer Allgemeingültigkeit.    

Preisstiftung: DIAF - Deutsches Institut für Animationsfilm, Freund:innenkreis des FILMFEST DRESDEN


Goldener Reiter Kurzfilm - Internationaler Wettbewerb

HELTZEAR von Mikel Gurrea, Spanien, 2021

Der Titel des Films leitet sich von den Verben (fest)halten, wachsen und ankommen ab. Es zeigt den Prozess der Überwindung einer persönlichen Trauer entstanden aus dem Erbe eines kollektiven Traumas durch körperliche Herausforderungen. Indem sie den Körper und damit den Geist stärkt, findet die Protagonistin einen Weg, nach vorne zu schauen. Einfach inszeniert und doch vielschichtig beweisen die komprimierte Erzählweise und der kohärente Stil des Films ein weiteres Mal, dass weniger mehr ist.

Preisstiftung: Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM)


Goldener Reiter Kurzfilm - Nationaler Wettbewerb

HANDBUCH von Pavel Mozhar, Deutschland/Belarus 2021

In der eigenen Berliner Wohnung des Regisseurs rekonstruiert der Film die Foltermethoden des Regimes in Belarus. In Form eines sachlichen Handbuchs, einer Schulung werden die Misshandlungen demonstriert. Gerade in seiner Nüchternheit, in seiner Objektivität spiegelt der Film die Mitleidlosigkeit der Täter und die Qualen der Opfer, deren erschütternde Aussagen eine immer stärker werdende, emotionale Wirkung entfalten. Die wiedererkennbare Wohnung wird dabei zur Bühne des Schreckens. Das ist kein abgelegener Folterkeller, sondern unsere unmittelbare Gegenwart. 

Preisstiftung: Filmverband Sachsen e.V.


Goldener Reiter der Jugendjury - Internationaler Wettbewerb

TECHNO, MAMA von Saulius Baradinskas, Litauen 2021

Farben im Konflikt. Bässe wie Hammerschläge. Das Gefühl der Gefangenschaft trifft das Verlangen nach Freiheit. Als einzigen Ausweg zur mütterlichen Gewalt findet er Flucht in der Musik, die Grenzen verschwimmen. Für den Protagonisten dieses fiktionalen Films ist Techno das alleinige Mittel, um seine Gefühle auszudrücken und aus diesem 1:1-Format auszubrechen.

Preisstiftung: Ostsächsische Sparkasse Dresden


Goldener Reiter der Jugendjury - Nationaler Wettbewerb

DIESER GÖTTLICHE KADAVER von Leonhard Hofmann, Deutschland 2021

Der Preisträger ist definitiv nicht leicht verdaulich, man kann die unerträgliche Hitze förmlich spüren, den schweißtreibenden Körpergeruch fast schon durch die Leinwand riechen. Doch genau diese abstoßende Stimmung nimmt den Blick des Zuschauers gefangen. Dieser Film behandelt bei aller Fragmentierung und Absurdität die Tragik in sich selbst gefangener Persönlichkeiten und an Resonanz mangelnder Individuen. 

Preisstiftung: Melli-Beese-Oberschule Dresden (Semper Bildungswerk)


Goldener Reiter des Publikums - Internationaler Wettbewerb

MILY TATI (LOVE, DAD) von Diana Cam Van Nguyen, Tschechien/Slowakei 2021

Preisstiftung: Sächsische Zeitung


Goldener Reiter des Publikums - Nationaler Wettbewerb

NICHT DIE 80ER von Marleen Valien, Deutschland 2022

Preisstiftung: Mitteldeutscher Rundfunk


LUCA Filmpreis für Geschlechtergerechtigkeit – Internationaler & Nationaler Wettbewerb

NICHT DIE BRASILIANISCHEN HOMOSEXUELLEN SIND PERVERS, SONDERN DIE SITUATION, IN DER SIE LEBEN von Eduardo Mamede/Leandro Goddhinho/Paulo Menezes, Brasilien/Deutschland 2021

Der Film erinnert uns daran, dass queeres Filmemachen seinen Ursprung im Dilettantismus der Subkultur hat. Indem er dieses queere Erbe aufgreift und erweitert, zeigt er auf rohe und poetische Weise die prekäre Situation queerer People of Color in Deutschland und eröffnet so eine kollektive Perspektive auf intime Erfahrungen mit Rassismus, Fetischisierung, Klasse und Politiken von Körpern. Der Film erinnert daran, dass wir queere Menschen uns schon immer des Humors als Waffe bedient und damit unsere Kämpfe in Widerstand und Überleben transformiert haben.

Preisstiftung: LAG Jungen- und Männerarbeit Sachsen, Genderkompetenzzentrum Sachsen, LAG Queeres Netzwerk Sachsen


Goldener Reiter für Filmton – Internationaler & Nationaler Wettbewerb

VADIM NA PROGULKE (VADIM ON A WALK) von Sasha Svirsky, Russland 2021

Die Tonebene dieses Films hat die Jury zu vielen diskussionswürdigen Fragen geführt: Verwechselt der Protagonist Freiheit mit Ablenkung, die Glück verheißt? Fallen wir immer wieder auf Brot und Spiele rein? Wie groß ist der Gestaltungsraum eines jeden Einzelnen? Die Sounds sind wunderbar individuell, gepaart mit lakonischer Deskriptionsstimme.

Preisstiftung: Ballroom Studios & FILMFEST DRESDEN


Sächsischer Filmförderpreis - Nationaler Wettbewerb

FIRST WORK, THEN PLAY von Brenda Lien, Deutschland 2022

Eine Musikerin leidet unter dem Druck vor dem nächsten Album, sie glaubt den Überforderungen einer neoliberalen Gesellschaft perfekt entsprechen zu müssen. Dem Reiz dieser assoziationsreichen, unmittelbaren Erzählweise mit ihren zahlreichen medialen Referenzen kann man sich nicht entziehen. In einer wunderbar verspielten, konstruierten Instagram-Welt werden sehr reale Existenzfragen aufgeworfen, die nicht nur freischaffende Künstler und Künstlerinnen bewegen. 

Preisstiftung: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus


ARTE Kurzfilmpreis - Nationaler & Internationaler Wettbewerb

SIERRA von Sander Joon, Estland 2022

Der ARTE-Preis 2022 geht an einen Film über eine Vater-Mutter-Kind-Konstellation, eine animierte Ode an die Sonntagsaktivitäten, die eine surreale Wendung nimmt. Der Film ist eine ganz persönliche Immersion in die Welt des « Folkrace », ein finnisches Amateur-Autorennen, das wir durch Kinderaugen erleben. Durch den Film nehmen wir an einem frenetischen Wettkampf um Anerkennung teil, der uns daran erinnert, dass es oft Herausforderungen sind, die uns prägen. Wir gratulieren Sander Joon für seinen wunderbaren Film SIERRA.

Preisstiftung: ARTE


DEFA-Förderpreis Animation - Nationaler Wettbewerb

KLIMAX von Bea Höller, Deutschland 2021

Wir begleiten die nackte Barbie-Puppe, Symbol der normierten Glätte, auf einer rasanten, sinnlichen Reise durch das Labyrinth der Lust. Mit überbordender Fantasie entwirft der Film erotische Landschaften, in denen sich die wuchernde Bilderwelt der Georgia O'Keefe mit den kommerziellen Mechanismen der Sexindustrie verbinden, eine glitzernde Produktwelt – in atemlosen, unterhaltsamen und knallbunten drei Minuten.

Preisstiftung: DEFA-Stiftung


Publikumspreis Mitteldeutsche Filmnacht

FLUFFY TALES von Alison Kuhn, Deutschland 2021

Preisstiftung: Filmnächte am Elbufer


"voll politisch" - Kurzfilmpreis der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung

HANDBUCH von Pavel Mozhar, Deutschland/Belarus 2021

Ein Zimmer, wie es überall sein könnte. Darin eine künstlerische Versuchsanordnung, die von den Grausamkeiten während der Massenverhaftungen 2020 bei Demonstrationen in Belarus erzählt. Der Film erscheint wie ein Trainings-Handbuch für das System der Folter. Mit beeindruckend wenigen filmischen Mitteln verfremdet Pavel Mozhar das Unterdrückungssystem Lukaschenkos. Ein Film, der unter die Haut geht.

Preisstiftung: Sächsische Landeszentrale für politische Bildung


Dresdner Kurzfilmpreis des Verbandes der deutschen Filmkritik

NICHT DIE BRASILIANISCHEN HOMOSEXUELLEN SIND PERVERS, SONDERN DIE SITUATION, IN DER SIE LEBEN von Eduardo Mamede/Leandro Goddhinho/Paulo Menezes, Brasilien/Deutschland 2021

Beiläufigkeit und Natürlichkeit sind die niederschwelligen Merkmale dieses mit einfachsten Mitteln realisierten Film, der die Low-Key-Ästhetik von Handykamera und Lippenasynchronität gekonnt einzusetzen weiß. Die alltäglichen Gespräche zwischen zwei nackt im See badenden Freunden und ihre exponierte, selbstironische Body-Positivity bilden die trügerischen Harmlosigkeitsangebote des Films, bevor er sich fast unmerklich zu einem hintersinnigen politischen Pamphlet wandelt, um in komödiantischer Absurdität wieder eingefangen zu werden. Seine inszenatorische Leichtigkeit und die augenzwinkernde Kombination von Diskurs und Körperlichkeit könnten der Aufbruch zu einem neuen, lustvollen politischen Filmemachen sein. Der Preis der Filmkritik geht an „Nicht die brasilianischen Homosexuellen sind pervers, sondern die Situation, in der sie leben" von Eduardo Mamede, Leandro Goddinho und Paulo Menezes.

Preisstiftung: Verband der deutschen Filmkritik


Lobende Erwähnungen

Lobende Erwähnung Dresdner Kurzfilmpreis des Verbandes der dt. Filmkritik

AFTER A ROOM von Naomi Pacifique, Großbritannien/Niederlande/Schweiz 2021


Lobende Erwähnung „voll politisch“

KIRSCHKNOCHEN von Evgenia Gostrer, Deutschland 2020


Lobende Erwähnung Jugendjury

SIERRA von Sander Joon, Estland 2022


Lobende Erwähnung Jugendjury

BIS ZUM LETZTEN TROPFEN von Simon Schnellman, Deutschland 2021


Lobende Erwähnung Internationaler Wettbewerb Goldener Reiter Animation

TERRA INCOGNITA von Pernille Kjaer und Adrian Dexter, Frankreich/Dänemark 2021


Lobende Erwähnung Internationaler Wettbewerb Goldener Reiter Kurzfilm

ORTHODONTICS von Mohammadreza Mayghani, Iran 2021

 


Lobende Erwähnung Nationaler Wettbewerb Goldener Reiter Animationsfilm

BIS ZUM LETZTEN TROPFEN von Simon Schnellmanns, Deutschland 2021


Lobende Erwähnung Nationaler Wettbewerb Goldener Reiter Kurzfilm

LASS MÖRDER SEIN von Max Gleschinskis, Deutschland 2022