Preisträger 2023

Goldener Reiter Animationsfilm - Internationaler Wettbewerb

AMPANGABAGAT NIN TALAKBA HA LIKOL (IT’S RAINING FROGS OUTSIDE) von Maria Estela Paiso (Philippinen 2021)

Ein eloquentes Gemisch visueller Effekte zeichnet einen persönlichen, emotionalen Zustand der Einsamkeit, der gleichzeitig traumhaft und alptraumhaft anmutet. Auf poetische Weise verschmelzen Narrativ und Ästhetik bis zu dem Punkt, an dem sie ununterscheidbar werden.

Preisstiftung: Sächsische Staatskanzlei


Goldener Reiter Animationsfilm - Nationaler Wettbewerb

THE WAITING von Volker Schlecht (Deutschland 2023)

Ein klarer Blick, der uns in falsche Gedankenmuster lockt, nur um dann zu überraschen – auf textlicher sowie visueller Ebene. Eine scheinbar unbedeutende Anomalie zeigt uns die stark verschränkten globalen und politischen Strukturen auf. Ohne laut und missionarisch zu werden, bleibt die Geschichte sowohl leicht als auch verspielt und wird mit einem Spitzenliga-Handwerk zum Leben erweckt.

Preisstiftung: DIAF - Deutsches Institut für Animationsfilm, Freund:innenkreis des FILMFEST DRESDEN


Goldener Reiter Kurzfilm - Internationaler Wettbewerb

ASTERÍON von Francesco Montagner (Tschechische Republik/Slowakei 2022)

Eine zarte, sinnliche Dekonstruktion, so tief ergreifend, dass die Bilder ohne jeglichen Sound schreien und alle Sinne ansprechen. Ein transformativer, beunruhigender und doch wunderschöner Film, der sich gleichzeitig kontrolliert und wild anfühlt.

Preisstiftung: Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM)


Goldener Reiter Kurzfilm - Nationaler Wettbewerb

MADAR TAMAME ROOZ DOA MIKHANAD (MOTHER PRAYS ALL DAY LONG) von Hoda Taheri (Deutschland 2022)

Wir leben in einer Welt, in der Menschen, die sprechen können, stumm gemacht oder stumm gehalten werden. Meistens werden über diese Menschen Filme gemacht, die sich zwischen Kalkül und Gefühl bewegen. Nicht so in diesem Film, der die eigene Geschichte selbstbewusst und ohne Opferklischees und Tränenkitsch erzählt.

Preisstiftung: Filmnächte am Elbufer


Goldener Reiter der Jugendjury - Internationaler Wettbewerb

FLORES DEL OTRO PATIO von Jorge Cadena (Schweiz/Kolumbien 2022)

Glitzernder Kampfgeist. Performativer Protest. Repressiver Gegenwind. Eine faszinierende Gemeinschaft facettenreicher Individuen fordert Veränderung und Mitbestimmung. Sie rüttelt an einem dreckigen System, welches Lebensgrundlagen im heute und morgen zerstört. Starke Emotionen und der Zusammenhalt der Protagonist:innen, sowie der Blick in entfernte Lebensrealitäten inspirieren uns, sich Mutig und bunt Ungerechtigkeit entgegenzustellen.

Preisstiftung: Ostsächsische Sparkasse Dresden


Goldener Reiter der Jugendjury - Nationaler Wettbewerb

URBAN SOLUTIONS von Minze Tummescheit, Luciana Mazeto, Vinícius Lopes, Arne Hector (Deutschland 2022)

Eine Zeitreise von der Gegenwart in die Vergangenheit von der Sklaverei zur Lohnarbeit. Der Kurzfilm führt uns von einer imperialistischen von Sklaverei geprägten Gesellschaft zu einer kapitalistischen Gesellschaft, in der die Sklaverei im Umfeld der vermeintlich idyllischen Schönheit Brasiliens unter dem Deckmantel der Liberalität weiterlebt. Zwischen Freiheit, Sicherheit und Angst steht das Individuum, der Mensch. Gekonnt verweist der Film auf Abhängigkeitsverhältnisse verschiedener Klassen.

Preisstiftung: Melli-Beese-Oberschule Dresden (Semper Bildungswerk)


Goldener Reiter des Publikums - Internationaler Wettbewerb

ÉCORCHÉE (SKINNED) von Joachim Hérissé (Frankreich 2022)

Preisstiftung: Sächsische Zeitung


Goldener Reiter des Publikums - Nationaler Wettbewerb

MODDERGAT (MUDHOLE) von Job Antoni Schellekens (Deutschland 2022)

Preisstiftung: Mitteldeutscher Rundfunk


Sächsischer Filmförderpreis - Nationaler Wettbewerb

LAKE OF FIRE von NEOZOON (Deutschland 2022)

Der künstlerische Prozess als forensisches Werkzeug: Ein alchemistischer Vorgang, der aus dem Gestrüpp der Social-Media-Kloake ein essayistisches Collagen-Libretto komponiert. Elemente werden dirigiert, arrangiert, in Einklang gebracht und zu einem Kanon geführt. Hinter Ritualen verborgene Absichten werden durch absurden Humor offenbart. Den großen Spieltrieb, eine unverwechselbare Handschrift und die Vision der eigenen künstlerischen Zukunft möchten wir mit diesem Preis auszeichnen.  

Preisstiftung: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus


Goldener Reiter im Mitteldeutschen Wettbewerb

SAFT von Mona Keil (Deutschland 2022)

Ein Blick in eine hermetische Welt, deren Kräfteverhältnisse zwischen Symbiose und Täter-Opfer-Verschiebung pendeln. Eine moderne Version des Prometheus-Mythos wird durch eine eindringliche Stofflichkeit von Texturen, Bewegung und Sounddesign erzählt. Die Originalität der leicht verstörenden Umsetzung hallt lange nach.

Preisstiftung: Filmverband Sachsen e.V.


Goldener Reiter für Filmton – Internationaler & Nationaler Wettbewerb

MULIKA von Maisha Maene (Demokratische Republik Kongo 2022), Ton: Don Zilla, Jack Moran, Rey Sapienz

Edgy Low-Fi und metallische Sounds nehmen uns zusammen mit der Hauptfigur auf eine nachdenkliche Tonreise durch Weltraum, Straße und Untergrund. Von einer Dystopie über treibenden Rhythmus zum O-Ton der Realität und wieder zurück zu Beats und sphärischen Klängen - doch diesmal ist eine Utopie möglich.

Preisstiftung: Harmody (Tech & Life Solutions GmbH) &  Ballroom Studios


LUCA Filmpreis für Geschlechtergerechtigkeit – Internationaler & Nationaler Wettbewerb

LOïE FULLER – DIE ELEKTRISCHE FEE von Betina Kuntzsch (Deutschland 2022)

Wir würdigen einen vielstimmigen und elektrisierenden Film, in dem historisches Bildmaterial mit Animation und eindringlicher Musik verfließt, um eine queere Pionierin visueller Kunst zu portraitieren, sowie deren Beziehung zu einer Frau: Loïe Fuller und Gab Sorère. Gemeinsam machten sie im 19. Jahrhundert in den USA und Europa den Serpentinentanz populär. Der gleichsam archäologischen Filmarbeit gelingt im selben Atemzug ein kritischer Blick auf die vorherrschende Geschichtsschreibung des Mediums Film, die auch eine Geschichte der Ausbeutung und des Vergessens ist. Eine, in der die Namen der Brüder Lumière ganz selbstverständlich ihren Platz neben Begriffen wie Lichtspiel oder Serpentinentanz beanspruchen, während die Namen der etwa weiblichen Visionärinnen, die diese Kunst prägten, meist fehlen.
Auch die Filmemacherin, die wir würdigen, ist eine vielseitige, interdisziplinäre Künstlerin. Ihre Arbeit ist ein Flickenteppich an Materialien und künstlerischen Zugängen. Sie zeigt mit ihrem eigenen Schaffen und jenem von Loïe Fuller, das sie uns ins Gedächtnis ruft, dass queere Kunst über schale Identitätszuweisungen hinaus geht – dass sie Grenzen des Erzählens, der Blicke und Bilder überschreitet, um neue Perspektiven auf die Geschichte und letztlich auf unsere Gegenwart zu schaffen.  

Preisstiftung: LAG Jungen- und Männerarbeit Sachsen, Genderkompetenzzentrum Sachsen, LAG Queeres Netzwerk Sachsen


ARTE Kurzfilmpreis - Nationaler & Internationaler Wettbewerb

THE LAND OF MILK & HONEY von Isabelle Nouzha (Belgien 2022)

Der ausgewählte Kurzfilm zeichnet das dystopische Bild einer chaotischen Zukunft. Die herrschende Klasse beutet die Arbeiterklasse schamlos aus. Arbeitskräfte werden um den Globus katapultiert und zu Matratzenschaum recycelt, wenn sie Anzeichen von Schwäche oder politischem Bewusstsein zeigen. Der Rhythmus, der schwarze bissige Humor, der Umgang mit Archivmaterial und die Entlarvung einer eiskalten, Angst erzeugenden Sprache zeichnen den Film aus.

Preisstiftung: ARTE


DEFA-Förderpreis Animation - Nationaler Wettbewerb

TESTIGO DEL VIENTO (WIND WHISPERER) von Fernanda Caicedo (Deutschland/Ecuador 2022)

Mit einer beeindruckenden Formsprache, die in jedem Detail zu vibrieren scheint, gehen wir auf eine synästhetische Reise. Der unbedingte Drang, das Leben in all seinen Facetten auszukosten, auszuformulieren, und nichts unversucht zu lassen, bevor die Dunkelheit einbricht. Eine scheinbar aus der Zeit gefallene Materialpalette, die durch das Freilegen der inhärenten Bewegung in eine sinnliche Welt umgestülpt wird.

Preisstiftung: DEFA-Stiftung


"voll politisch" - Kurzfilmpreis für demokratische Kultur

FLORES DEL OTRO PATIO von Jorge Cadena (Schweiz/Kolumbien 2022)

Durch die Schönheit, die Verletzlichkeit und das Engagement für kollektives Handeln bemächtigen sich die Protagonist:innen ihrer Vielfalt im Widerstand gegen Normativität und Okkupation, selbst wenn die Chancen gegen sie stehen. Eine magische Darstellung der performativ-revolutionären Aktion.

Preisstiftung: Sächsisches Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung


Dresdner Kurzfilmpreis des Verbandes der deutschen Filmkritik

HEART FRUIT von Kim Allamand (Schweiz 2022)

Dieser Film widmet sich dem Versuch, Beziehungen zu verbalisieren und erzählt vom Scheitern daran. Die Künstlichkeit, in der er uns Menschen und Orte zeigt, ist melancholisch und paranoid zugleich – und er erinnert daran, dass Romantik oft im Unausgesprochenen und in der Distanz gedeiht.

Preisstiftung: Verband der deutschen Filmkritik