2013 Fokus Québec: Animer la belle province
Animation in Québec – Die Enkel McLarens und Larkins
Oder die Generation des Videoclip und der Computergrafik
Animationsfilme wurden in Québec lange Zeit hauptsächlich vom Office National du Film (onF) und der Société de développement des Entreprises Culturelles du Québec (SodEC) produziert. das ONF war auch der Hauptausbilder für Animatoren. Wer als Filmemacher in diesem Bereich Karriere machen wollte, hatte nur ein Ziel: fest angestellter Animator beim ONF zu werden. Die außergewöhnlichen Filme von Norman McLaren, Ryan Larkin, Jacques Drouin, Co Hoedeman, Caroline Leaf, Pierre Hébert und vielen anderen öffneten ihnen alle Türen.
Seit es am ONF weniger fest angestellte Regisseure gibt, nutzen Québecs Animatoren immer mehr das, was ihnen zur Verfügung steht: die neue, heute leichter zugängliche Technik der Computergrafik. Ihre neuen Wirkungsfelder sind das Internet und der persönliche Blog. Neue Filmhochschulen für Animation, wie das Centre NAd (Centre National d’Animation et de Design) und das INIS (Institut National de l’Image et du Son), gesellen sich zu den schon bekannten Schulen, um Allrounder im Bereich Animation auszubilden. Die Unterstützung seitens der SodEC und des Conseil des Arts et des Lettres du Québec hat dazu beigetragen, dass eine neue Generation couragierter, innovativer und global arbeitender Filmemacher entstanden ist. Heute kann man in Fernsehserien und Spielfilmen die unterschiedlichsten Karrieren von Québecs Animatoren im Bereich der Bildenden Kunst, der zeitgenössischen Musik und der Spezialeffekte verfolgen. Sie mischen auch bei vielen Videoclips mit, wo sie ihrer Fantasie im technischen Bereich freien Lauf lassen können.
Eines haben sie - bei allen Freiheiten, die sie bei ihren jüngsten Produktionen hatten – gemeinsam: den Wunsch, zu den Wurzeln des Zeichentrickfilms zurückzugehen, auch wenn sie ebenfalls neue Techniken verwenden. Sie bevorzugen häufig die traditionelle Zeichnung, den Einsatz von Modellen, Figuren, die pixilation und andere einfache Hilfsmittel. Es ist, als würden sie McLarens Rat beherzigen, dass jeder, der Lust hat, Animationsfilme machen sollte, mit dem, was gerade zur Hand ist, und ohne großes Hollywood- Budget. diese neuen Filmemacher aus Québec beschäftigen sich auch mit dem Schicksal unseres Planeten, dem Elend durch die allgegenwärtigen
Kriege, mit der Gewalt und dem Bedürfnis, der Einsamkeit der Mitmenschen etwas entgegenzusetzen. Ihre Filme sind zwar oft erschütternd, aber es fehlt ihnen nicht an Humor. Man erinnere sich an die Animatoren des ONF, für die Humor eine wichtige Komponente war, damit sie ihre Botschaft leichter verbreiten konnten. Denken Sie an McLarens Propagandafilme für den Ankauf von Siegesanleihen, wie „V for Victory“, die immer lustig endeten. In heutigen Animationsfilmen aus Québec wird – häufig sehr wirkungsvoll – an diese Tradition angeknüpft.
Ian Gailer
Die Filme
D'ALÉAS (OF EVENTS), Mathieu Tremblay (Animation, Kanada 2010)
Dem Rhythmus eines Zuges folgend, verschwimmen die Grenzen zwischen einer Frau, einem Mann, einem Kind, einem alten Mann, einem Ziel und ihren diffusen Erinnerungen und Sehnsüchten, die die Ursache ihrer Reise sind.
JODA (APART), Theodore Ushev (Animation, Kanada, 2012)
Eine Frau schreibt einen Brief an einen Mann, der diesen in seiner Gefängniszelle liest. Ein Brief voller Liebe, Sorge, Mitgefühl, Leid und Hoffnung.
LA DANSE DU SANG DES AUTRES (AND ENDLESS MASSACRE), Jacques Marchand (Animation, Kanada, 2011)
Im 20. Jahrhundert haben wir mehr Menschen getötet und sterben lassen als je zuvor. dieser kurze Animationsfilm handelt von Völkermord und völkermordähnlichen Verbrechen in diesem Jahrhundert
UN VORTEX DANS FACE (A VORTEX IN THE FACE), Joël Vaudreuil (Animation, Kanada, 2010)
Das Leben eines Mannes, der eine seltsame Behinderung hat.
MULVAR IS CORRECT CANDIDATE, Patrick Désilets (Animation, Kanada, 2011)
Mulvars mangelnde politische Bildung hält ihn nicht davon ab, sich zur Wahl aufstellen zu lassen. dies ist seine Fernseh-Kampagne.
PAULA, Élise Labbé (Fiktion, Kanada, 2011)
Die erschreckende, expressionistische darstellung einer Tragödie in einem Arbeiterwohnviertel, in die eine prostituierte und ein Kind verwickelt sind.
BLANCHE FRAISE, Frédérick Tremblay (Animation, Kanada, 2011)
Ein Kaninchenpaar versucht im sterbenden Wald zu überleben.
REQUIEM POUR UNE ROMANCE (REQUIEM FOR ROMANCE), Jonathan NG (Animation, Kanada, 2012)
Die geheime Affäre eines modernen paares findet während eines abend-lichen Telefonats ein bittersüßes Ende. Aber die Bilder zeigen etwas ganz anderes: die epische Umdeutung ihrer Beziehung im feudalen China.
UMBRA, Malcom Sutherland (Animation, Kanada, 2010)
Ein Entdecker begibt sich auf eine Reise in eine unbekannte Welt. Doch es scheint, als ob er schon mal da gewesen wäre.
TRIPTYCH-2, Pierre Hébert (Animation, Kanada, 2012)
Ein abstrakter Film, entstanden aus dem Mitschnitt einer Live Animation performance mit Andrea Martignoni in der Wiener Stadtkirche, im Rahmen des Festivals "Vienna Independent Shorts".
TIGRE (TIGER), Alexandre Roy (Animation, Kanada, 2012)
Ein Ritt auf dem Rücken eines Tigers. Der improvisierte Soundtrack stammt von einem Liveauftritt von Dumas und seiner Band.
A GIRL NAMED ELASTIKA, Guillaume Blanchet (Animation, Kanada, 2012)
Elastika ist anders als andere Mädchen, denn sie besteht aus Gummibändern und lebt in einer Welt aus Kork. Auch ihre Reise ist einzigartig. Sie wurde in Stop-Motion gedreht, mit über 10.000 Bildern.
MONKEY MOON, Emmanuel Gatera, Antoine Rouleau (Animation, Kanada, 2011)
Ein Affe frisst gerade friedlich seine Banane im dschungel, als er plötzlich gefangen und ins Weltall geschossen wird.